100% THF zur immer mal wieder aufkommenden Diskusion um das Feld
Oliver Noffke (ON) für rbb24 im Gespräch mit Michael Schneidewind (MS) von 100% Tempelhofer Feld
ON: Was halten Sie von den wiederaufkommenden Diskussionen über eine Bebauung des Tempelhofer Felds?
MS: Nichts! Der Druck auf die Wohnungsmärkte der Großstädte lässt sich nur ändern, wenn die akute Wohnungsnot mit drei Maßnahmenpaketen angegangen wird:
- Maßnahmen zur Bekämpfung der sogenannten Landflucht, also der Entleerung des ländlichen Raums.
Wir fordern die zügige Glasfaserverkabelung des ländlichen Raums, um – analog zu skandinavischen Ländern - jungen Menschen das Studieren vor Ort zu erleichtern und Firmen einen verbesserten Standort in Klein und Mittelstädten zu garantieren.
- Maßnahmen zur Verhinderung von Spekulation mit Grund und Boden sowie mit Spekulation mit erteilten Baugenehmigungen.
Wir unterstützen das Volksbegehren „Deutsche Wohnen enteignen“. Wir begrüßen, dass die Linke die Idee von der Bodenwertzuwachssteuer aufgenommen hat. Wir machen uns stark für spekulationsfreies Wohnen, d.h. für genossenschaftliches Wohnen.
- Maßnahmen zum Vorantreiben der Verkehrswende, um Platz für preiswerten Wohnraum und Grünanlagen zu schaffen.
Das Berliner Mobilitätsgesetz ist da genau ein richtiger Schritt. Leider aber ist die Zukunft eine Schnecke!
ON: Ein konkreter Vorschlag von Iris Spranger, stadtpolitische Sprecherin der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus lautet, lieber das Tempelhofer Feld zu bebauen, als die Parzellen von Kleingärtnern einzuziehen. Was halten Sie davon?
MS: Ich halte das für einen vorgezogenen Aprilscherz. Aber es ist leider das durchsichtige Bestreben der SPD, die KleingärtnerInnen gegen die Tempelhofer Feld BesucherInnen auszuspielen. Warum eigentlich dann nicht den Spreebogen mit genossenschaftlichen Wohnungen bebauen?
ON: Beim Volksentscheid vor fünf Jahren war der Senat unter anderem auch deshalb erfolglos, weil ein Konzept präsentiert wurde, das als unausgegoren und unkonkret galt. Wie müsste ein Bebauungskonzept aussehen, damit man Sie damit überzeugen könnte?
MS: Die Freihaltung des Tempelhofer Felds als Volkspark mit außergewöhnlich hoher Umweltbedeutung ist unter Berücksichtigung und Abwägung aller relevanten Belange an dieser Stelle genau die für Berlin passende Stadtentwicklung.
ON: Würden Sie für einen zweiten Volksentscheid kämpfen, wenn Baupläne für das Tempelhofer Feld konkreter würden?
MS:DSolange das Tempelhofer Feld nicht vollständig bebaut ist, wird es immer die Diskussion darüber geben. Wir müssen wachsam sein und bereit, uns quer zustellen. Politiker, die sich für die Bebauung des Felds aussprechen, sind für mich nicht wählbar.
Anlass für das Interview war die immer wieder mal aufflammenden Diskussionen um das Tempehofer Feld
Tagesspiegel, 1.3.2019, Kommentar von Ralf Schönball
Tagesspiegel, 1.3.2019, SPD erwägt Wohnungen auf Tempelhofer Feld
Tagesspiegel, 1.3.2019, Ralf Schönball, Grüne und Linke wollen Tempelhofer Feld freihalten